Sprachentwicklungsstörungen

Ein Großteil kindlicher Sprachstörungen hat keine klare Ursache, d.h. es liegt kein organischer Befund vor. Zu den bekannten Risikofaktoren zählen: allgemeine Entwicklungsstörungen, Hörstörungen, Hirnreifestörungen, familiäre Sprachschwäche mit Krankheitswert, geistige/körperliche Behinderungen, Mehrfachbehinderungen, genetisch bedingte Krankheiten/Syndrome (z.B. Down-Syndrom), Schädel-Hirn-Traumata, entzündliche Hirnprozesse, Hirntumore, Hirnoperationen.


Störungen des Lautsystems (Phonologie):

Das Kind hat Probleme beim Erwerb des Lautinventars, d.h. es erwirbt die Laute oder die Regeln zu ihrer Kombination fehlerhaft oder unvollständig. Dies äußert sich darin, dass es Wörter fehlerhaft ausspricht (z.B. Bume statt Blume). Kinder, bei denen mehr als 5 Laute gestört sind, werden in der Regel nur schlecht verstanden.


Wortschatzdefizit (Lexikon/Semantik):

Das Kind hat quantitative und/oder qualitative Probleme beim Erwerb des Wortschatzes. Dies betrifft einerseits  das Sprachverständnis für die Wortbedeutung, andererseits die Kategorisierung (z.B. Tier – Hund) von Wörtern. Daneben treten Wortabruf- und Wortspeicherstörungen auf. Kinder kompensieren ihr Wortschatzdefizit häufig über Gestik und Mimik. Sie erschließen sich die Bedeutung der Worte und Sätze teilweise nur aus dem situativen Zusammenhang.


Dysgrammatismus: (Morphologie/Syntax):

Der Erwerb des grammatikalischen Regelsystems  ist gestört, d.h. Kinder können Probleme mit der Deklination und Konjugation haben. Der korrekte Satzbau kann ebenfalls gestört sein. Hierzu zählen Umstellungen und Auslassungen von Satzelementen, wobei die falsche Stellung des Verbs besonders auffällig ist.


Pragmatische Störungen:

Erkennbar sind diese an einer nicht altersentsprechenden Kompetenz beim Herstellen von Blickkontakt und im Gesprächsverhalten, bei der Beherrschung von Redekategorien und bei unterschiedlichen Spielformen.
Entwicklungsdyslexie/-dysgraphie: Dies ist eine Störung im Erwerb des Lesens und Schreibens. Dabei kommt es zu Lautverwechslungen und -auslassungen und Fehlern bei der lautgetreuen und/oder orthografischen Umsetzung der gesprochenen in die geschriebene Sprache (Schreiben) und umgekehrt (Lesen).


FOLGEN:

Unbehandelte Sprachstörungen ziehen oft unterschiedliche Störungen in anderen Entwicklungsbereichen nach sich, die sich nachteilig auf die Persönlichkeitsentwicklung des Kindes auswirken. Dazu zählen Verhaltensauffälligkeiten, psychischen Störungen, sozial-kommunikative Störungen und Lernstörungen mit Auswirkungen auf die Schul- und Berufslaufbahn. Die Lese-Rechtschreib-Schwäche tritt nicht nur als eigenständiges Störungsbild auf, sondern auch als häufige Folge einer Sprachentwicklungsstörung.


ZIEL:

Behandlungsziel jeder logopädischen Therapie ist die optimale Förderung der Kommunikationsfähigkeit des Kindes in unterschiedlichen sozialen Kontexten. Dabei wird die sprachliche Entwicklung/Kompetenz des Kindes in unterschiedlichen Zielbereichen gefördert. Die Therapie soll die eigene Entwicklung des Kindes in Gang setzen /unterstützen, seine Entwicklungsbedingungen verbessern und nach Möglichkeit Sekundärschäden vermeiden.

 

Quelle: dbl – Deutscher Bundesverband für Logopädie e.V.